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Das versunkene Kirchspiel Bishorst

Lotse* zu den touristischen Angeboten in der Gemeinde Haselau

„Lange bevor die Bishorster und Lichtener mit den Elbfluten kämpften, ja, lange bevor Bischof Ansgar den Elbstrom von Hamburg zur Störmündung hinab- und hinauffuhr, ja lange bevor Christus geboren ward, dessen Namen bekannt zu machen der Lebenszweck eines Ansgar und eines Vicelins war, hat das Bishorster Gebiet Menschen beherbergt.“ So beginnt Pastor Stäcker seine Chronik über Bishorst.

Die Grabungen des Geologen Dr. Dittmer haben Spuren einer Besiedlung von Bishorst in der Jungsteinzeit aufgezeigt.

845 überfielen die Wikinger Hamburg und zerstörten es. Bischof Ansgar konnte nach Rammelslohe fliehen, wo er ein Kloster gründete. Auffällig sind die späteren Beziehungen zwischen dem Kloster und Bishorst und der Haseldorfer Marsch. Auch wenn in der „Vita Angarii“ von Rimbert und in der „Slawenchronik“ von Helmhold, dem Schüler von Vicellin keine Hinweise auf Bishorst vorhanden sind, kann von einer möglichen Beziehung ausgegangen werden.

Nebelmorgen Bishorst

Bishorst gehört mit zu den ältesten Kirchspielen in den Elbmarschen. Die ersten Aufzeichnungen stammen aus dem Jahre 1141 und 1164, in einer Urkunde werden die Patronatsrechte über die Kirche in Bishorst auf das Augustiner-Chorherrenstift in Neumünster übertragen.

Die geographischen Veränderungen am Elbestrom hatten eine große Bedeutung für Bishorst. Durch Deichbaumaßnahmen, aber auch durch Sturmfluten wurde der Ort immer wieder bedrängt. So gab es Besitzungen im „Esch“ vor Seestermühe. „Esch“ bedeutet ewiges Saatfeld und das konnte nur eingedeichtes Land sein, das bei einer Sturmflut zerstört worden war. In alten Landkarten wird Bishorst sowohl südlich der Pinnau, als auch gleichzeitig nördlich verzeichnet.

Die alten ersten Kirchen in der Elbmarsch standen auf dem Strandwall, so heißt es „die Bishorster Kirche, welche am Ufer des Elbstroms lag“. Um 1500 muss die Kirche noch vorhanden gewesen sein, da der Gutsschreiber Hagen vermerkt, dass Kalk für die Kirche bezahlt worden sei. Auch in einem Teilungsvertrag der Brüder von Ahlefeld aus dem Jahre 1517 wird das Kirchspiel Bishorst erwähnt.

Karte des Deiches in der Mitte der alte Schlickhafen Lichten

Wahrscheinlich ist die Kirche in der „Allerheiligenflut“ 1532 vernichtet worden. Einige Jahre später wird berichtet, „die Flut soll eine Tonne (?) hoch über die Deiche gegangen und viele Menschen und Vieh ertränkt, sowie die Kirchen von Asfleth und Bishorst weggespült haben“.

Die vielen Sturmfluten haben immer wieder Not und Bedrängnis nach Bishorst gebracht. Die Gutsherren von Haselau und Haseldorf wollten den Deich bei Bishorst verbessern, aber die Flut am „stillen Freitag“ (Karfreitag), am 16.4.1745 riss den Deich im Nordwesten des Ortes weg und hinterließ einen tiefen Grundbruch von 7 Klafter (13 m). Der Haselauer Gutsinspektor Knutzen schrieb „In Bishorst sind die Deich fast durchgängig ruiniert. Ein Brack ist eingegangen, welches ungefähr 30 bis 40 Ruten (140 bis 180 m) in der Breite und Länge hat und 6 Faden (10 m) tief ist, so daß wir nur die wilde See um und bei uns haben….. Mein Gemüt ist ganz erkrankt, und die Not ist groß….Bishorst ist gänzlich verloren.“

Der notdürftig aufgeworfene Deich wurde 1747 bei einer weiteren Flut zerstört. Erst der neue, 1750 fertig gestellte Deich, auf der noch heute vorhandenen Deichlinie, brachte die gewünschte Sicherheit.

Windbruch einer Weide vor dem Eichentideauwald von Bishorst

1751 wurden die letzten noch verbliebenen Häuser von Bishorst in einer Flut weggerissen. Das alte Dorf war somit ausgelöscht. Vor ein paar Jahren konnte man bei besonders niedrigem Niedrigwasser noch einige Fundamentreste in der Binnenelbe entdecken, heute sind sie mit Schlick überlagert und nicht mehr sichtbar.

Vorhanden ist aber noch eine Wurt im Vordeichgebiet, die seit mindestens 1782 bebaut ist. In der Sturmflut von 1825 wurde das Haus zerstört und 1873 wieder neu errichtet. Das reetgedeckte Haus wurde durch einen Blitzschlag am 05.05.1936 zerstört.

Ehepaar Röttger mit Sohn auf dem Eis vor dem alten Wurthaus

Ein neues Wurthaus wurde an seiner Stelle errichtet.

Das heutige Bishorst ist ein Teil des Naturschutzgebietes „Haseldorfer Binnenelbe mit Elbvorland“. Eine vierreihige Eschenallee führt auf den mit Eichen bestandenen Strandwall. Früher soll es hier einmal einen Teepavillion gegeben haben, der in der Karte von Zimmermann aus dem Jahre 1721 verzeichnet ist und in der Topographie von 1855 auch noch erwähnt wird. Die Adeligen in der Barockzeit legten viel Wert auf solche, nach außen sichtbaren baulichen und gestalterischen Elementen. In Seestermühe, auf dem Gut Kielmannseck, ist heute noch eine vierreihige Lindenallee mit einem Teepavillon erhalten.

Die heute an der Binnenelbe vorhandenen Schlick- Wattfläche war früher eine Strandfläche mit feinem weißen Sand. Hier hatten die Menschen in der Marsch ihre Sommerfrische und die Kinder lernten das Schwimmen. Bis in die 1960er Jahre war hier ein reges Strandleben und im Wurthaus ein Kaffeeausschank.

Eschenallee nach dem Laubfall

Vorhanden ist aber noch eine Wurt im Vordeichgebiet, die seit mindestens 1782 bebaut ist. In der Sturmflut von 1825 wurde das Haus zerstört und 1873 wieder neu errichtet. Das reetgedeckte Haus wurde durch einen Blitzschlag am 5.5.1936 zerstört.

Strandleben auf Bishorst um1900 auf "Wiebke´s Ruh"
Johanna Hamster war in die USA ausgewandert. Sie besuchte 1927 ihre Eltern und badete vor Bishorst
Auf Bishorst an der Binnenelbe lernten die Kinder Schwimmen. Ein Ewer fährt vorüber.

Kaffeetafel der Familie Brüning 1934 vor dem neuen Wurthaus in Bishorst

Walter Kuhrt aus Wedel pachtete das Gebäude nach 1960 und baute es zu einem Sommerhaus aus. Der ursprünglich mit der Gutsverwaltung abgeschlossene Pachtvertrag wurde durch den neuen Eigentümer, der Stiftung Naturschutz, nicht verlängert und so wurde das Haus, trotz großer Proteste durch die Bevölkerung, 1998 abgerissen, da es dem Naturschutzgedanken widersprechen würde. Auch eine Erinnerungsstätte wurde aus Naturschutzgründen abgelehnt, selbst eine Bank-Tischkombination musste wieder entfernt werden.

Heute ist nur noch die Wurt mit ihrer Ummauerung erhalten.

Das letzte Wurthaus mit der alten Wurtmauer

Probst Sido schrieb um 1196: "Bishorst ist fraglich ein Nest, das geliebt und gehegt werden muss und nicht zerstört werden darf."

Pastor Stäcker schreibt in seiner Chronik: „Das Wurthaus versucht, einen dünnen Faden vom einstigen Orte Bishorst in die Zukunft hinein zu spinnen“. Dieser dünne Faden scheint jetzt endgültig abgeschnitten zu sein.

Möge die Wurt gepflegt und erhalten werden, um die Erinnerung an den Kampf der Menschen mit den Wassergewalten wach zu halten.