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Pinnau Sperrwerk

Lotse* zu den touristischen Angeboten in der Gemeinde Haselau

Die verheerende Sturmflut 1953 in Holland war die schwerste Naturkatastrophe des 20. Jahrhunderts. Sie hatte in Schleswig-Holstein glücklicher Weise nur geringfügige Schäden verursacht. Sie führte aber noch nicht zu einem neuen Bewusstsein über die Gefahren von Sturmfluten. Erst die „2. Julianenflut“ am 16./17.Februar 1962 mit ihren außerordentlichen Zerstörungen, mehr als 300 Toten, unzähligen ertrunkenem Vieh, 28.000 zerstörten oder beschädigten Wohnungen und mehr als 400 km Deichschäden, brachte den Menschen an den Küsten die Macht des Wassers wieder nahe. Die Haseldorfer Marsch entging der Katastrophe nur um ein Haar, weil in Hamburg und in Niedersachsen Deiche brachen und dies in Schleswig-Holstein für eine gewisse Entlastung sorgte. Die Deiche hier in unserer Marsch waren bis auf einen ganz kleinen Rest an der Deichkrone beschädigt.

Elbdeich nach der Sturmflut vom 16./17. Februar 1962

Im Jahre 1963 hat die Landesregierung Schleswig-Holsteins als Konsequenz der Katastrophenflut von 1962 erstmalig einen Generalplan Küstenschutz verabschiedet. Bereits damals wurde festgehalten, dass dieser Plan zur Berücksichtigung von neuen technischen und naturwissenschaftlichen Erkenntnissen regelmäßig fortzuschreiben ist. Der vierten Fortschreibung wurde nunmehr in einer Kabinettssitzung von der Landesregierung zugestimmt.

Ein Teil der Maßnahmen aus dieser Planung war die Verkürzung der Deichlinie zwischen der Krückau- und Pinnaumündung und der Bau von Sperrwerken zur Abdämmung der Flussniederungen und damit auch dem Schutz der an den Flüssen liegende Städte. Es wurde als praktikable Lösung der anstehenden Probleme bezeichnet, da die Deichlänge von 40 km auf 7,5 km verkürzt wurde. Durch diesen neuen Landesschutzdeich zwischen Hörn in der Kremper Marsch und Kreuzdeich in der Haseldorfer Marsch wurde der alte Deich zur 2.Deichlinie vor der Seestermüher Marsch.

Nach langen Diskussionen auch schon in der Vorzeit wurde dann schließlich die jetzige Lösung gefunden und umgesetzt. 1963 wurde die Planung aufgenommen und nur 6 Jahre später waren die identischen Sperrwerke an der Krückau und Pinnau betriebsbereit.

Die Sperrwerke lassen die Tide ein- und ausschwingen, nur bei Sturmfluten werden sie geschlossen. Das Bauwerk liegt etwa 300 m hinter der eigentlichen Deichlinie und ist mit „Flügeldeichen“ an diese angeschlossen. Es gibt 3 Öffnungen, die mittlere ist 20 m breit für die Schifffahrt und wird durch zwei Stemmtorpaare als Fluttore und ein Stemmtorpaar als Ebbetor geschützt. Die Seitenöffnungen sind 8 m breit und dienen der Vorflut. Sie werden durch doppelte Hubschütze geschlossen.

Die Sperrwerke haben eine Drehbrücke um die Flüsse überqueren zu können. In regelmäßigen Abständen werden in den Sommermonaten die Brücken geschlossen und für Fußgänger und Fahrradfahrer geöffnet.

Für Schöpfwerke wurden die baulichen Voraussetzungen in den Sperrwerken geplant, aber nur im Krückausperrwerk wurden die entsprechenden Pumpen auch eingebaut.

Die Pinnau machte bei der Mündung in die Pagensander Nebenelbe eine Verschwenkung. Im Inneren dieses Halbbogens baute man das Sperrwerk in einer trockenen Baugrube. Nach Fertigstellung der Bauarbeiten wurde die Pinnau jetzt gradlinig durch das Sperrwerk geführt und der alte Flussverlauf durch den neuen Deich geschlossen. Der alte Mündungsteil dient heute der SVP als Sportboothafen. Durch ein Tor an der Hafeneinfahrt haben die Boote immer Wasser unter dem Kiel, können aber nur für kurze Zeiten den Hafen verlassen, wenn die Docktore aufgehen.

Schnitt durch Sperrwerk (aus Stadelmann: "Den Fluten Grenzen setzen"
Luftbild vom Sperrwerkbau, rechts der alte Pinnaulauf, heute der SVP Dockhafen (aus Stadelmann: "Den Fluten Grenzen setzen".
Blick auf die neue Pinnaumündung
Widerlager der Drehbrücke
Blick von der Pinnau auf das Sperrwerk
Luftbild des Sperrwerks mit dem SVP Dockhafen